Der Monat Oktober 1972 begann für die Freiwillige Feuerwehr mit einem verhältnismäßig kleinen Brandeinsatz in der Nähe von Weilburg. Dann aber kam der 18. Oktober, „Ein Schlag in die Magengrube“ der Freiwilligen Feuerwehr. In kurzer Zeit entwickelte sich aus einem kleinen Brand im Dachgeschoß des Bürgergaus ein Großbrand, bei dem ein Sachschaden von ca. 10 Millionen DM entstand. Er blieb bei allen eingesetzten Feuerwehrkameraden unauslöschlich im Gedanken und sehr leicht wäre bei diesem Ereignis große Teile die Altstadt in Schutt und Asche gelegt worden, wenn nicht die eingesetzten Feuerwehr- und Hilfskräfte sich mit aller Kraft gegen diesen Großbrand stemmten. Das Bürgerhaus, ein Teil des Barock-Schlosses, große Teile des Heimatmuseums und auch Wohnhäuser, fielen diesem Brand zum Opfer.
Bei diesem Brand „zeigte“ das neu angeschaffte Löschfahrzeug LF 16, welches auf dem Marktplatz stand, was seine eingebaute, leistungsfähige Pumpe vermochte. Zwar konnte durch die vielen geförderten Wassermengen nicht verhindert werden, dass das hoch züngelnde Feuer aus dem Dachgebälk des Bürgerhauses auch das Dach des Heimatmuseums „anzündete“, aber die große Wasserzisterne unter dem Marktbrunnen versorgte mit reichlich Wasser die verschiedene Einsatzgebiete. Schon bei diesem Brand wurde erkennbar, dass für die Belange der Freiwillige Feuerwehr Weilburg eine 30m Drehleiter unabdingbar ist.
Der damalige Brandmeister Hans Reusch (†) berichtet von dem Großband am 18.10.1972
„Der Schrecken stand Bürgern wie Feuerwehrmännern im Gesicht geschrieben, denn ein Großbrand von noch nicht genau bekannten Ausmaße hatte den Stadtkern von Weilburg heimgesucht. Hunderte von Wehrmännern kämpften gegen ein Flammenmehr an, das weite Teile der Innenstadt zu vernichten drohte. „Brandkatastrophe zerstört Weilburger Bürgerhaus und Museum, auch Geschäfts- und Wohnhäuser// Sachschaden von 10 Mill. Mark, fast 2 Dutzend Wehren im Einsatz, größte Feuersbrunst seit Menschengedenken“, lauteten die Schlagzeilen der Tageszeitungen am 19. Oktober 1972, ein Tag nach dem Großbrand in der Kreisstadt Weilburg a. d. Lahn. Rundfunk und Fernsehen hatten schon am Brandtag Zuhörer und Zuschauer durch Wort und Bild informiert. Polizei und Feuerwehr riegelten den Kern um das Bürgerhaus vor Schaulustigen, die sich zu Tausenden angesammelt hatten, ab. Von den Häusern fielen Dachschiefer und verkohlte
Holzbalken herunter und bedrohten Leib und Leben der Passanten. Man sah es den Wehrmännern an, dass sie all ihre Kraft einsetzten. Teilweise, ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit, griffen sie beherzt an. Das Rote Kreuz hatte im Schlosshof ein Zelt aufgebaut, um dort notfalls Verletzte schnell versorgen zu können. Warme Getränke wurden ausgeschenkt und wiederholt traf man auch Frauen und Bräute von Wehrmännern, die ihren im Einsatz befindlichen Männern Erfrischungen brachten. In den Straßen und Höfen der Innenstadt lag kilometerlang ein Meer von Schläuchen. Von überall her, von der Lahn bis zum letzten Hydraten, wurde Löschwasser auf die brennenden Objekte und gefährdeten Gebäude gepumpt. Überall standen heftig diskutierende Menschengruppen. Es waren vornehmlich ältere Bürger, die in der Altstadt groß geworden sind. Sie schlugen fassungslos die Hände über dem Kopf zusammen und konnten dieses Ereignis kaum fassen. Doch auch die junge Generation stand fassungslos vor den Trümmern, vor den Gebäuden, die Weilburgs Geschichte der Vergangenheit dokumentieren. Nur wenige Meter von Kern des Brandherdes entfernt, das Schloss. Kaum auszudenken, wenn die Flammen auch das barocke Bauwerk erreicht hätten. Treffender als dieser Berichterstatter einer Tageszeitung hätte dieser Großbrand kaum geschildert werden können. Nach einem Eintrag in dem Protokollbuch des Polizeikommissariates haben Polizeibeamte dieser Dienststelle Rauch und Flammen aus dem Dach des Bürgerhauses steigen sehen und den Alarm um 14.40 Uhr ausgelöst. Zur gleichen Zeit müssen aber auch die beiden Buben, die den Brand verursacht haben, mit ihren letzten 50 Pfennig die Feuerwehr angerufen haben. Als die Sirenen ertönten, stand bereits ein Rauchpils über dem Bürgerhaus. Schon sechs Minuten später floss aus dem Hydraten am Bürgergaus das erste Löschwasser auf den Brandherd. Inzwischen brannte der Dachstuhl mit hellen Flammen. Die Hitze war so groß, dass der Lack und die Scheiben an einem am Museum abgestellten Pkw schmolzen. Ein LF 8 und ein LF 16 lieferten von der Zisterne am Brunnen auf dem Marktplatz nach zwölf Minuten das Löschwasser für die sechs Strahlrohre. Das Übergreifen des Feuers auf das benachbarte Heimatmuseum und auf zwei Wohnhäuser in der Langgasse war trotzdem nicht mehr zu verhindern. Die engen Straßen in der Altstadt waren in kürzester Zeit so verstopft, dass auch der gute Wille der Kraftfahrer zum Platz machen nicht mehr ausreichte. Zudem setzte der Berufsverkehr ein und die zahlreichen Kraftfahrzeuge der Landbevölkerung, die zum Einkauf in der Stadt weilten, trugen zur weiteren Behinderung bei. Die alarmierten Nachbarwehren bauten die Löschwasserversorgung von der Lahn auf und halfen auch am Brandherd, da die Bekämpfung aus allen Richtungen erfolgte. Gemeinsam mit den Feuerwehren aus dem Landkreis Oberlahn, den Wehren aus Limburg, Wetzlar, Braunfels, Herborn und Wiesbaden, konnte das Feuer gegen 22.00 Uhr unter Kontrolle gebracht werden.
Drei Flutlichtwagen halfen den erschöpften Kameraden bei der nächtlichen Überwachung und trotz der vielen eingesetzten Kameraden, waren nur zwei Leichtverletzte Personen zu beklagen. Die eingesetzten Polizeibeamte sorgten für eine mustergültige Absperrung und Bewachung der Brandstelle und als gegen Mitternacht keine Gefahr mehr bestand, wurde die Wasserversorgung aus der Lahn abgebaut. Drei Feuerwehren aus der unmittelbaren Umgebung von Weilburg, sorgten mit ihren Kameraden für eine sehr gute Nachtwache. Eingesetzt waren folgende Wehren, mit der Anzahl der aufgeführten Kameraden (in Klammer): Weilburg (35), Odersbach (14), Gaudernbach (14), Kirschhofen (10), Drommershausen (10), Waldhausen (15), Hirschhausen (8), Bermbach (4) Löhnberg (11), Werksfeuerwehr Leitz (12), Weilmünster (18), Laubuseschbach (8), Laimbach (10), Obertiefenbach (10), Runkel (9), Bundeswehr „Almerskopf“ (4), Limburg (15), Buderus Staffel (8), Braunfels (25), Wetzlar (8), Wiesbaden (4), Kreisbrandinspektor (KBI) Joerres und Branddirektor Achilles aus dem Hubschrauber.
Somit waren 20 Wehren mit 252 Kameraden eingesetzt.